2019-03-25

#rp19-Speakerin Joanna Zylinska über Kunst und Künstliche Intelligenz

Joanna Zylinska ist Autorin, Dozentin, Künstlerin und Kuratorin. Joanna beschäftigt sich mit digitaler Kultur, künstlicher Intelligenz, Fotografie und der planetarischen ökologischen Krise. Sie ist Professorin für Neue Medien und Kommunikation an der Goldsmiths University of London und Autorin mehrerer Bücher - darunter The End of Man: A Feminist Counterapocalypse (University of Minnesota Press, 2018, Open Access), Nonhuman Photography and Minimal Ethics for the Anthropocene (Open Humanities Press, 2014, Open Access). Sie hat außerdem Stanislaw Lems philosophische Abhandlung Summa Technologiae übersetzt. Im Jahr 2013 war Joanna Künstlerische Leiterin von Transitio_MX05 'Biomediations', dem größten lateinamerikanischen Festival für neue Medien, das in Mexiko-Stadt stattfand. Sie selbst experimentiert mit verschiedenen Arten von Fotomedien. Sie arbeitet derzeit an einem neuen Projekt zum Thema Hydromedien und untersucht den Zusammenhang zwischen Artensterben und technischer Obsoleszenz mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen in der KI.

tl;dr: 3 Fragen an ... Joanna Zylinska.

Woran arbeitest du derzeit, worum könnte es in deinem Vortrag auf der re:publica gehen?
Ich beschäftige mich derzeit mit konzeptionellen und kreativen Aspekten der künstlichen Intelligenz. Ich versuche die Nebelkerzen aus dem Weg zu räumen, die Datenverarbeitung und KI zur Zeit umgeben und tiefergehende Fragen über künstlerisches Schaffen, Kreativität und Arbeit heute und in der Zukunft zu stellen.

Der Titel meines polemischen Vortrags wird 'AI Art: Machine Visions and Warped Dreams' lauten.

Das diesjährige Motto lautet 'tl;dr' (too long; didn't read). Gibt es ein Thema, das dir am Herzen liegt und deiner Meinung nach besonders unter Übervereinfachung und Abkürzung leidet?
Ich bin zutiefst fasziniert von den technischen und kulturellen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz - und von den Behauptungen und Versprechungen, die Entwickler*innen, Investor*innen und Kommentator*innen dazu aufstellen. Ich glaube wir brauchen eine differenziertere Auseinandersetzung um unser Verhältnis zu Technologie, auch zu KI, zu verstehen. Anstatt Mensch und Maschine als Todfeinde gegenüberzustellen, als könne es nur einen Sieger geben oder alternativ die "Erlösung durch die KI" heraufzubeschwören, müssen wir anerkennen, dass verschiedene Formen menschlicher Aktivität schon immer technisch und damit zu einem gewissen Grad auch von künstlicher Intelligenz geprägt waren. In diesem Zusammenhang denke ich, dass das politische Fundament der KI einer kritischen Betrachtung bedarf. Wir müssen auch bessere Fragen über das Verhältnis zwischen Datenverarbeitung, Kreativität und Menschlichkeit stellen. 


Im Sinne von tl;dr: Was sind deine aktuellen Lese- oder Video-Empfehlungen?

Lesen:
Franco ‘Bifo’ Berardi, Futurability: The Age of Impotence and the Horizon of Possibility.
Hito Steyerl, Technology Has Destroyed Reality, New York Times, Dec. 5, 2018.
Joanna Zylinska, The End of Man: A Feminist Counterapocalypse (Open Access) .

Ansehen: 
Die Serien Mr Robot und Westworld.
Das "Situations Cluster" des Fotomuseum Winterthur.

Hier gehts zu Joana Zylinskas Session.