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Kurt Eisner und seine Geschichte in WhatsApp

Kurzthese

(tl;dr): oft ein Synonym für Geschichtsunterricht. Dicke Bücher mit viel Text. Darum meldete sich Kurt Eisner – Revolutionsführer und erster bayerischer Ministerpräsident – 100 Jahre nach seinem Tod lieber per WhatsApp. Vier Monate erzählte er im Messenger seine Geschichte. Und hat gezeigt: Wissensvermittlung und digitales Storytelling sind ein "perfect match".

Beschreibung

„Kurt, du bist mir ans Herz gewachsen!“

Als Autoren-Team des BR Storytelling-Projekts „Ich, Eisner!“ ziehen wir Bilanz und erzählen aus dem Nähkästchen. Von monatelangen Recherchen, vom Graben in Staatsarchiven, vom Texten für Messenger, von intimen Momenten im Community Management – und von großartigen Zufallsbegegnungen rund um unser WhatsApp-Projekt.

„Ich, Eisner!“ ist ein digitales Storytelling-Format von Bayern 2, der Kulturwelle des Bayerischen Rundfunks. Protagonist und Erzähler ist Kurt Eisner höchst selbst, der von Oktober 2018 bis Februar 2019 Nutzern einen persönlichen und emotionalen Blick auf die Geschichte der Revolution und das erste Aufkeimen der Demokratie in Bayern eröffnete. Der jüdische Intellektuelle, Journalist und Politiker berichtete den Usern von heute von den Umbrüchen vor 100 Jahren. In Kurznachrichten, historischen Bildern, Sprachnachrichten und Videos konnten Nutzer*innen miterleben, wie er die Revolution anführte, das Frauenwahlrecht und den Acht-Stunden-Tag durchsetzte, als Whistleblower tätig wurde, wie er gegen Fake News und Verleumdungen kämpfte – und schließlich gewaltsam zu Tode kam.

„Ich, Eisner!“ übertraf mit 15.000 aktiven Nutzer*innen die Erwartungen. Wir haben nicht nur die „Kernzielgruppe“ von Bayern 2 erreicht und bewegt, sondern auch viele junge Nutzer: Es meldeten sich z.B. viele Lehrer mit ihren Schulklassen an. Diese schickten neben Selfies und Liebesbekundungen auch schlaue Fragen, so dass ein wertvollerer Dialog zwischen Nutzern und Autorenteam entstand.

Wir berichten darüber, was wir nach über 250 WhatsApp-Nachrichten gelernt haben. Über die technischen Herausforderungen von Messenger Services und die Grenzen von Chatbots. Über moderne Wissensvermittlung. Über Verknappung komplexer Stoffe in Zeiten der Informationsfülle. Über Kooperationen mit Archiven und Museen. Über ein virtuelles Kondolenzbuch für Kurt Eisner. Über das Deutschland von damals und die Parallelen zu heute.