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Shoppen & Digitalisierung 1998-2018

Short thesis

Analytische Slideshow: Etwa 200 Ladenfronten des Einzelhandels um 1998 und 2018 zeigen: Es steht nicht so schlecht wie erwartet. These 1: Seit 1950 läuft alles auf den Onlinehandel zu. Digitalisierung als Folge der Moderne. These 2: Der Einzelhandel ist immer noch da und erfüllt besondere Bedürfnisse. Wie wollen wir unsere Stadt und unseren Alltag?

Description

Ich fotografierte um 1998 mehr als 200 Ladenfronten des Einzelhandels in Stadt und Peripherie. 20 Jahre später recherchierte ich, was aus diesen Läden geworden ist. Das Ergebnis fällt positiver aus als erwartet. Aktuelle Trends der Ladennutzung, -umwidmung oder Leerstände sind zwar zu sehen. Doch der in den 1970er Jahren prognostizierte Tod des Einzelhandels blieb aus.

1998 markiert einen Wendepunkt von Analog zu Digital: 1998 startete Amazon in Deutschland; 1999 kam Ebay. 1998 startete Google seine Suchmaschine.

Alles läuft seit der Moderne konsequent auf den Onlinehandel zu. Die Digitalisierung ermöglicht die Umsetzung der immer wieder geäußerten Kundenwünsche nach großem Warenangebot, niedrigen Preisen und Bequemlichkeit. Große haben Kleine geschluckt: Aufkäufe, Ketten, Filialen, Franchising. In der Zeit des Onlinehandels kämpfen die einstigen Eroberer nun selber um das Überleben. Die Revolution frisst ihre Kinder.

Der Einzelhandel muss spätestens seit den 1960er Jahren mit neuen Konzepten oder Selbstausbeutung ums Überleben kämpfen. Der Einzelhandel hat inzwischen Sympathien zurückerobert. Denn hier können andere Kundenwünsche nach Kommunikation, Heimat ausgelebt werden.

Durch die Ladengeschäfte wird der Ort zum öffentlichen Raum: es gibt einen Grund in die Stadt zu gehen. Einen beliebigen Laden oder Supermarkt kannst Du betreten, eine Privatwohnung nicht. Der digitale öffentliche Raum wächst, bleibt der analoge öffentliche Raum bestehen?

Die Geschichte des Einkaufs ist untrennbar mit der Entwicklung des urbanen und ländlichen Raumes verknüpft und hat Auswirkungen auf unser ganzes alltägliches Leben, auf soziale Kontakte und unser Lebensgefühl. Die Geschichte zeigt: Wir können mehr bewirken, als wir glauben. Das sollten wir uns nicht nehmen lassen, und die Zukunft mitgestalten – wie wollen wir unsere Städte haben?

Kirsten Kötter nutzt die Stadt und die Natur als künstlerischen Arbeitsort und als kulturanthropologische Quelle (Site-specific Research).