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Bundesliga-Klubs: Agenda-Setting mit Social Media!

Kurzthese

Social Media besitzt eine immense Bedeutung für die Vermarktung im Fußball. Vereine senden damit eigene Themen ungefiltert direkt ins Herz der Fans. Weil deren emotionale Nähe zum Klub so hoch ist, lechzen sie nach diesen gelenkten Informationen. Doch blendet diese digitale Transformation kritische Berichterstattung komplett aus. Journalismus wird so zum Spielverderber für die AnhängerInnen: Kann journalistische Berichterstattung überhaupt noch der Marktmacht der Vereine geeignet entgegentreten?

Beschreibung

Der Social-Media-Meister 2018 heißt FC Bayern München. Der Fußball-Klub bespielt über 30 Social-Media-Kanäle in 12 Sprachen, unterhält ein eigenes IT-Rechenzentrum. Die Kommunikation rund um die Uhr erreicht mittlerweile 80 Mio. Fans weltweit. Dazu kommt ein eigener Abo-TV-Sender, der 24 Stunden Spiele, Magazinsendungen und Dokumentationen ausstrahlt.

Bundesligaklubs sind nicht mehr analoge Vereine, sondern echte Medienhäuser. Mit Hilfe der sozialen Medien setzen sie ihre eigene Berichterstattung. Verloren geht dabei der kritische Blick auf den Sport, gerade bei den Profis. Denn die leben in einer digitalen Blase, die sportliche Hintergründe oder gesellschaftliche Entwicklungen in keinster Weise beachtet, und JournalistInnen mit Hilfe eigens produziertem Content überspringt. Wenn von vornerein kritische Fragen wegfallen, weil die hauseigenen „Medien“ freundlich gewogen übernehmen, führt das dann bei Kritik der „Medien“ unweigerlich zu Unverständnis bei den betroffenen FußballerInnen.

So kritisierte der deutsche Nationalspieler Niklas Süle nach dem frühen Ausscheiden bei der WM 2018 auf Instagram unverhohlen die „Medien“, „die sowieso versuchen alles schlecht zu reden“. Die Berichterstattung kritisierte berechtigterweise das sang- und klanglose Scheitern der Nationalmannschaft in der Vorrunde. Anderes Beispiel ist Bayern-Spieler Franck Ribery, der erst letztens einen TV-Experten ohrfeigte, weil dieser ihn sachlich kritisierte. Die Erwartungshaltung von Profis und Vereinen orientiert sich an dieser digitalen Blase, die keinen Platz für kritische Berichterstattung sieht. Dabei ist das die Aufgabe von Journalismus: Den Sport auf den verschiedenen Ebenen kritisch und unabhängig begleiten. Doch dieser beinhaltet eben auch schwer verdauliche Kost, ist mitunter „too long; didn't read“.

Die Session diskutiert mit Hilfe einer Multi-Media-Reportage die Frage, wie in Zukunft eine kritische Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga noch möglich sein kann?